Ohrdruf und der Truppenübungsplatz 1906­–­2009

Artikel-Nr.: 978-3-86777-201-3

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Ohrdruf und der Truppenübungsplatz. Nachbarschaft zwischen Übung und Ernstfall 1906-2009. Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen militärischer Präsenz am Beispiel des Militärstandortes Ohrdruf in Thüringen zwischen 1906 und 2009. 562 Seiten mit 190 Fotos, 3 Tabellen und 4 Karten. Der Text dieses Buch wurde am 11. November 2009 unter dem Titel „Nachbarschaft zwischen Übung und Ernstfall. Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen militärischer Präsenz am Beispiel des Militärstandortes Ohrdruf in Thüringen zwischen 1906 und 2009“ als Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades doctor philosophiae (Dr. phil.) an der Philosophischen Fakultät I, Institut für Geschichtswissenschaften, der Humboldt-Universität zu Berlin eingereicht.

 

Inhalt:

1. Der Militärstandort Ohrdruf als Forschungsgegenstand

Einleitung 4

Historische Grundlagen

 

Zur Entstehung der deutschen Truppenübungsplätze 15

Ohrdruf und das benachbarte Muschelkalkplateau 24

Ereignisgeschichte des Militärstandortes 29

Die Akteure der zivil-militärischen Nachbarschaft

Bevölkerung 38

Königlich Preußische Armee, Wehrmacht und Bundeswehr 39

Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge 42

Sowjetische Armee 45

2. Das Militär als Motor und Hemmnis der regionalen Wirtschaft

2.1 Die Vorteile: Einnahmen und billige Arbeitskräfte

2.1.1 Konjunkturaufschwung als Illusion und Realität

Die Verbindung von Militär und Wirtschaft im Deutschen Reich 61

Zähes Ringen um eine militärische Ansiedlung in Ohrdruf 66

Überzogener Optimismus und Enttäuschung in Arnstadt 74

2.1.2 Das Aufblühen des Gastgewerbes in der Region

Konstruierte und tatsächliche Aufbruchstimmung 77

Die kühnsten Erwartungen werden übertroffen 79

Stabilisierung auf niedrigem Niveau nach 1945 89

2.1.3 Zuwachs und Arbeitsplätze in den anderen Branchen

Profite und Abhängigkeiten örtlicher Handwerker und Dienstleister 92

Die wirtschaftliche Ambivalenz im Baugeschehen 100

2.1.4 Private Händler und zentrale Versorgungspraxis

Produktion und Verbrauch in zivil-militärischer Symbiose 108

Planung und Improvisation in Handel und Versorgung seit 1945 111

2.1.5 Leiharbeit, Schwarzmarkt, Auktionen und Diebstähle

Profitabler Luxus durch internierte Leiharbeiter 115

Tauschgeschäfte und Arbeitssoldaten in den örtlichen Betrieben 120

Einträglicher Schwarzhandel zwischen Soldaten und Anwohnern 128

Versteigerungen, Pachtverträge und persönliche Bereicherung 133

2.2 Die Nachteile: Interessenkonflikte und Schäden

2.2.1 Der steigende Raumbedarf des Militärs

Schleichende Ausdehnung des Truppenübungsplatzes 142

Gewaltsame Landnahme im Kasernenbereich Ohrdruf 149

Weitere Militärobjekte zwischen Gotha und Arnstadt 152

Das zeitweilige Übergreifen auf zivile Räume durch Manöver 158

Streit um Heeresgutsbezirke und Steuereinnahmen 162

2.2.2 Die Schwierigkeiten in der Landwirtschaft

Begehrte Weideflächen im Sperrgebiet 166

Ackerbau auf dem Ohrdrufer Militärgelände 169

Das Problem der Manöverschäden im zivilen Umland 173

2.2.3 Konflikte um Holz, Wasser und Energie

Waldverluste und Holzdiebstähle 185

Die Wasserfrage: endloser Streit um teure Lösungen 188

Abwasserentsorgung und Verunreinigung der Flüsse 197

Anschlüsse für Strom und Heizung 201

2.2.4 Aufbau und Zerstörung regionaler Verkehrswege

Erste Straßenschäden durch Fuhrwerke und Geschützwagen 203

Aufgewühltes Pflaster und Spurrillen durch Panzerketten 206

„Kriegszustand" im regionalen Verkehrsnetz nach 1945 212

Überlastete Schienenwege 227

2.2.5 Weitere wirtschaftliche Probleme und finanzielle Nachteile

Auswirkungen auf den Tourismus 231

Versorgungsengpässe 235

Schäden durch Beschlagnahme, Diebstähle und Unfälle 245

Die Gefahr der monostrukturellen Abhängigkeit vom Militär 249

3. Sozialhistorische Aspekte der zivil-militärischen Nachbarschaft 3.1 Das Zusammenleben: Nähe und Distanz im Wechsel der Interessen

3.1.1 Gepflegte deutsche Nachbarschaft in der Zerreißprobe

Die Ausgangslage 262

Zivil-militärische Kommunikation im deutschen Kaiserreich 265

Bindungsverlust und Umorientierung nach dem Ersten Weltkrieg 269

Alte und neue Kommunikationsrituale der Wehrmacht 272

Ohrdrufs Identitätswandel zur Soldatenstadt 275

Praktische Zusammenarbeit im Alltag 279

Störungen und Konflikte im Nachbarschaftsverhältnis 285

Die Bundeswehr: Vom Miteinander zum Nebeneinander 293

3.1.2 Der Militärstandort als Förderer der kulturellen Kompetenz

Der intrakulturelle Aspekt 297

Gegensätzliche Erscheinungen 300

Entfaltung interkultureller Kompetenz durch Kriegsgefangene 303

Kontakt zu Ausländern als ideologische Gratwanderung 306

Zäsur in der positiven Entwicklung 1945 310

3.1.3 Besatzer und fremde „Freunde" aus der Sowjetunion

Die politischen und psychologischen Voraussetzungen 331

Zeitliche Einteilung und Wahrnehmungsebenen 337

Große Zeremonielle und offizielle Veranstaltungen 339

Das Zusammentreffen als negative Erfahrung 345

Halboffizielle Begegnungen 358

Individuelle und private Kontakte 360

Die Paradoxie des Zusammenlebens und ihre Folgen 363

Von der Überfremdung zur Fremdenfeindlichkeit? 370

3.1.4 Das Nachbarschaftsverhältnis in Zeiten des Umbruchs

Jahre der Unsicherheit 1918 bis 1923 380

Der Wechsel von der Instabilität zur Diktatur um 1933 386

Neuorientierung zwischen 1945 und 1953 387

Verantwortungsvakuum und Neubeginn 1991 bis 1994 389

3.2. Das Auseinanderleben: Bedrohte Heimat, zerstörte Kulturwerte und verzerrte Geschichtsbilder

3.2.1 Das Gefahrenpotential des Militärstandortes Ohrdruf

Anwohner unter Spionageverdacht 409

Risiken durch Munition 414

Verkehrsunfälle, Straftaten und Schlamperei 418

Unheilbringende Nachbarschaft im Krieg 420

Weitere Gefahrenquellen 428

3.2.2 Militärische Nutzung und Naturschutz als Widerspruch?

Umweltschäden durch die hundertjährige Übungstätigkeit 430

Die Naturschutzdebatte im Raum Gotha und Arnstadt 433

3.2.3 Der Umgang mit dem zivilen und militärischen Erbe

Zerstörung ziviler Kulturwerte durch die Truppe 438

Der architektonische Nachlass von drei Armeen 442

Bildersturm gegen die Spuren der Militärgeschichte 447

3.2.4 Erinnerungskultur zwischen Heimatgefühl und Mythenbildung

Historische und mentale Flächenbindungen 456

Das Problem mit der unangenehmen Heimatgeschichte 462

Umdeutung und Interpretation als Ausweg 467

Rekonstruktion oder Neukonstruktion der Vergangenheit? 472

Die Bedeutung des Mythos um Ohrdruf und das Jonastal 480

4. Bilanz einer hundertjährigen Nachbarschaft 494

Die Kommandanten des Militärstandortes Ohrdruf 1908 bis 2007 510

Glossar 520

Abkürzungen 525

Quellen-, Literatur- und Abbildungsverzeichnis 528

 

Rezension: --- Der Geruch nach Russen - Ein bemerkenswertes Buch zur Geschichte des Truppenübungsplatzes Ohrdruf -
Zu seinen Kindheitserinnerungen gehören die klirrenden Gläser im Schrank, wenn die russischen Panzer die Straßen entlang donnerten, der Geruch der Russen, die Abzeichen, die Kinder mit den Soldaten tauschten. Gewalt, Lärm, Dreck, hungrige Soldaten, Grenzen zu einem militärischen Sperrgebiet - an all das kann sich der heute 34-jährige Adrian Ermel aus Ohrdruf erinnern. Bei Ohrdruf gab es einen der größten Truppenübungsplätze der Sowjetarmee zu DDR-Zeiten. Nun hat Adrian Ermel sein erstes Buch herausgegeben (Rockstuhl-Verlag Bad Langensalza), doch es handelt sich nicht um seine persönlichen Kindheitserinnerungen, sondern um eine höchst interessante Aufarbeitung der Geschichte des Truppenübungsplatzes in Ohrdruf, der bis heute sieben Armeen als militärischer Übungsplatz diente. Der junge Ohrdrufer ist Historiker und gibt mit seiner Doktorarbeit einen tiefen Einblick in einen oftmals skurrilen Alltag, der sich aus dem engen Miteinander von Militär und Bevölkerung ergab. Dabei beschränkt er sich keineswegs nur auf jene Zeiten, als die Russen in Ohrdruf stationiert waren, sondern sammelte ebenso Fakten, Erinnerungen und Tatsachen aus den Jahren 1906 bis 2009. Schließlich geht Ermel auch auf das Mythos Jonasthal ein, wo die Nationalsozialisten ein geheimes Bauvorhaben planten. Hier wurden Bunkeranlagen gebaut, die Hitler als letztes Führerhauptquartier dienen sollte.
Adrian Ermel stammt aus einer geschichtsinteressierten Familie, sein Vater selbst war Geschichtslehrer. Er selbst hatte sich schon Jugendlicher für Geschichte interessiert und dann auch studiert. Mit seiner nun als Buch herausgegebenen Docktorarbeit aus dem vergangenen Jahr greift er ein Thema auf, das bisher noch nicht so wissenschaftlich untersucht wurde. Zwar gibt es einige Veröffentlichungen von Hobbyhistorikern, die jedoch nicht den wissenschaftlich fundierten Anspruch haben. In einigen Orten, die am Rande des militärischen Gebietes liegen, wurden nach der Wende etliche Dokumente, die mit dem Truppenübungsplatz in Zusammenhang standen, vernichtet. Dennoch wurde der Autor in Archiven wie Gotha oder Arnstadt fündig und konnte viele diese Fakten seiner wissenschaftlichen Arbeit zugrunde legen. Interessant ist das Buch trotz aller Wissenschaftlichkeit ganz sicher für viele Menschen, die in der Nähe des Truppenübungsplatzes Ohrdruf leben oder gelebt haben und für jene, die sich allgemein für Militärgeschichte interessieren.
(Silvia Rost -  www.thueringer-landstreicher.de - Ausgabe April 2011)

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