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Heft 2 – Bau- und Kunstdenkmäler – LANGENSALZA 1879

Artikel-Nr.: 978-3-929000-53-5

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[II. HEFT] – Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und der angrenzenden Gebiete - Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Langensalza 1879,

Reprint, 2. Heft. 104 Seiten, 89 Abbildungen, 21 x 14,8 cm, Historischen Commission der Provinz Sachsen, FESTEINBAND.

BISHERINGE AUFLAGEN: 1. Auflage 1879 Druck und Verlag von Otto Hendel in Halle a.d.S. - 1. Reprintauflage 1995 / 2. Reprintauflage 2007 jeweils im Verlag Rockstuhl, 3. Reprintauflage 2011

 

INHALT:

Einleitung, (Alten-) Gottern, Alterstedt, Blankenburg, Bothenheilingen, Bruchstedt, Cammerforst, Clettstedt, Flarchheim, Freienbissingen, (Grossen- ) Gottern, Grumbach, Haussömmern, Henningsleben, Heroldshausen, Hornsömmern, Issersheilingen, Kirchheilingen, Langensalza, Marolterode, Merxleben, Mittelsömmern, Mülverstedt, Nägelstedt, Neunheilingen, Oppershausen, Schönstedt, Seebach, Sundhausen, Tennstedt, Thamsbrück, Totttleben, Ufhoven, (Gross-) Urleben, (Klein-) Urleben, (Gross-) Vargula, (Klein-) Vargula, Waldstedt, Weberstedt, (Gross-) Welsbach, (Klein-) Welsbach, Zimmern, Glockenschau, Kunststatistische Uebersich

 

EINLEITUNG:

 

Nach Wersebe gehörte das Territorium, welches jetzt den Langensalza`er Kreis ausmacht, theils zum Gau Südthüringen, theils zum Altgau, welche beide durch den Unstrutfluss getrennt wurden. Freilich leidet die Gaugeographie noch an grosser Unsicherheit, und etwas Bestimmtes kann kaum darüber ausgesprochen werden. Auch hier tritt die Schwierigkeit ein, dass sonst gewöhnlich die Höhenzüge, und nicht die Flüsse, die Grenzen der Gaue bilden, welche letzteren mit den Thälern übereinzustimmen pflegen.

 

Für eine culturgeschichtliche Erforschung der ältesten Landesbewohner dürften die künstlichen Erdhügel, die sog. Högks, ein nicht zu unterschätzendes Material darbieten, und verdienen, wo sie sich noch unversehrt erhalten haben, eine sachkundige gründliche Untersuchung. Sie gelten als heidnische Opferstätten, finden sich in dem ganzen Lande vom Hörselberge und Haynich im Südwesten bis zur goldenen Aue und bis in die Gegend von Halle fast in jeder Flur, meist unweit der Grenze, und scheinen in einer gewissen Verbindung mit einander gestanden zu haben, obwohl sie freilich sehr verschieden Zeitperioden ihre Entstehung zu verdanken haben mögen.

 

Als ein der heidnischen Vorzeit entstammender Volksgebrauch sind die Johannisfeuer anzuführen, worüber die Chronik von Langensalza (Göschel 2, 146) bemerkt: „Zu Johannis 1539 wurde zum letztenmale nach katholischer Art ein sogenanntes Johannisfeuer gehalten, jedoch unter starker Wache, weil man Excesse befürchtete.“ Die mittelalterliche Kirche hatte den ursprünglich heidnischen Cultusact auf den Täufer Johannes zu beziehen gewusst und mit christlichen Formen umkleidet, in ähnlicher Weise wie die „Auszüge“, welche in Langensalza und in den Dörfern Grossengottern und Schönstedt noch gegenwärtig am Trinitatis-Sonntage stattzufinden pflegen. Von dem „Auszuge der Fuhrleute“ in Langensalza hat der verst. Gymnasiallehrer Witzschel in Eisenach in der Leipz. Illust. Ztg. 1861 No. 934 s. 355 den Zusammenhang mit der heidnischen Frühlingsfeier nachzuweisen gesucht, und in den genannten Dörfern hat der „Auszug“ die Bitte um Schutz der Feldfrüchte zum ausgesprochenen Zweck, in christlicher Umdeutung der aus heidnischer Zeit stammenden Sitte.

 

Das Christenthum wurde in hiesiger Gegend durch den Bonifacius, den Apostel der Thüringer, um das J. 736 vor seiner dritten römische Reise gepflanzt, und die Tradition nennt das Dorf Salza (jetzt Stadt Langensalza) nebst Thamsbrück unter den von ihm gegründeten mehr als 30 Dorfkirchen, die von den Heiden wieder zerstört worden waren, und der Wiedererbauung er 752 seinem Schüler und Nachfolger Lullus empfahl. So gehörte Langensalza in kirchlicher Hinsicht seit dem 8 Jahrh. zur Diöcese Mainz. – Die weltlichen Landesherren waren von 1039 bis 1247 (vom ersten Auftreten Ludwig`s mit dem Barte bis zum Tode Heinrichs Raspe`s) die Landgrafen von Thüringen und nach deren Aussterben die Markgrafen von Meissen. Unter ihnen wurde das Land in Aemter getheilt, deren Thamsbrück mit Langensalza und Tennstedt eins war. – Eine spätere Theilung der sächsischen Länder im Jahre 1656 brachte die hiesige Gegend zur Linie Sachsen-Weissenfels, jedoch fiel 1746, wo diese trotz reichen Kindersegens ausstarb, deren Länderbereich an das Kurhaus Sachsen zurück und wurde 1815 preussisch. –

 

Der Kreis Langensalza enthält drei Städte: Die Kreisstadt Langensalza mit jetzt 10000 Einwohnern, die kleineren Städte Tennstedt und Thamsbrück; ausserdem 38 Kirchdoörfer, von denen einige, wie Altengottern, Cammerforst, Grossengottern, Gross-Vargula, Kirchheilingen, Schönstedt und Ufhoven über 1000 Einwohner zählen und mehrere, Altengottern, Grossengottern, Nägelstedt, Schönstedt, je zwei Kirchen haben.

 

Das Gemeindewesen als solches ist bei den „Thüringen“ nach mehrfachen Richtungen hin ausgeprägt, daher finden sich in den Dörfern ausser Gemeindeschenken und allgemeinen Backhäusern Gemeindeheerden von Rindern, Ziegen, Schafen, Gänsen, mit besonders für sie ausgewiesenen Triftwegen, Weideplätzen und Hordenschlägen, endlich auch ein sogenannter „Anger“, ein Dorfplatz für öffentliche Besprechungen, Lustbarkeiten an Sonn- und Feiertagen, für Stelldichein`s, Gesang und Speil, - ein trefflicher Ort zur Forterbung mancher alterthümlichen Gebräuche und Formen. Selbst in Städten oder in deren nächster Umgebung findet sich ein „Anger“ vor, mit einer Steineinfassung zur besonderen Auszeichnung.

 

Ebenso war, vor der jetzt allgemeinen in Angriff genommenen Gemeinheitstheilung, jede der Feldfluren in zahllose Wandeläcker zerlegt, die sich oft bei einer geringen Breite von zwei Metern sehr lang (500 bis 1000m) und in Krümmungen über Höhen und Tiefen hinzogen, da mit Zugangswegen gekargt war. Diese Ackerflächen waren nur nach der Breite vermessen; die Längenausdehnung, also auch der Flächeninhalt, war ziemlich verschieden, und man hatte den Ausdruck: „Die Stücke breiten für sich“, d. h. ohne Bezug auf andere naheliegende.

 

Die Einheit für die Breite war die Gerte oder Ruthe, daher nannte man noch bis in die 40er Jahre dieses Jahrhunderts herab:

 

Die eingertigen: Striechel,

 

die zweigertigen: Sottel,

 

die dreigertigen (welche wenig vorkamen): 1 ½ Sottel,

 

die viergertigen: Gelenge.

 

Im Kreise Langensalza kommen nur deutsche Ortsnamen vor, was an den echt thüringischen Endungen derselben leicht zu erkennen ist. – Unter den 38 Dörfern und 3 Städten sind vertreten die Endungen: - stedt 9 mal, - leben 5 mal, - heilingen, - bach, - sömmern, je 4 mal, - hausen 3 mal; ausserdem finden sich – brück, - burg, - forst, - heim, - ingen, - hofen, - rode, u. s. w. Die vielen Ortschaften mit der Endung –heilingen (deren im Mittelalter  9 vorhanden gewesen sein sollen), liegen zusammen und bilden ein hoch gelegene Gruppe; diese Endung bezeichnet daher wahrscheinlich die hohe Lage (vgl. die Halligen in Niedersachsen, auch Helgoland). Die öfter vorkommende Endung – sömmern bezeichnet (wie vielleicht auch Zimmern) wohl weniger urbarmachen, schwenden, ausnutzen zur Sommerzeit, als die grösstentheils ursprünglich sumpfige Lage. (Vgl. die Erläuterung bei Sömmerda, Kreis Weissensee.)

 

Bemerkenswerthe, besonders benannte Berge finden sich hier nicht, da die Ausdehnung der Höhenzüge mehr in gestreckte Länge geht und keine Kuppen bildet. Der „Horn“ wird (nach Förstemann u. A.), wie auch die Oertlichkeit dies zeigt, seinen Namen von hochgelegenen Sümpfen haben (horowin = sumpfig, horo (ahd.) der Sumpf). Die Namen Haynich und die Haardt, als westliche Höhenbegrenzung des Kreises, beziehen sich wohl mehr auf den darauf stehenden Wald, als auf die sonst allerdings nicht unbedeutende Höhe. – In vielen Fluren und Weichbilden begegnet der Name „Brühl“ meist einen flachen, mit Bäumen bestandenen Bergrücken, oft mit einer näheren Bezeichnung „der Lindenbühl“.

 

Der Hauptfluss des Kreises, in welche alle Bäche einmünden, ist die Unstrut, alt Onestrudis, welche oberhalb Dingelstedt entspringt, und nach Aufnahme wasserreicher Nebenbäche als ein oft gefährlicher Fluss bei Klein-Vargula den Kreis verlässt. Es scheint, als ob er einst in den oberen Strecken als „Bach“ nur den Namen one führte (wie ein gleichnamiger, nicht unbedeutender Bach Ohne bei Orschla im Kreise Worbis, auf der nördlichen Seite des Düngebirges) und erst bei Mühlhausen den Namen Unstrut (struth = Wald) „Waldbach“ angenommen hätte.

 

In die Unstrut mündet innerhalb des Kreises: auf der linken Seite nur der gefäll- und wasserreiche, mit vielen Mühlen besetzte Welsbach; der Farnebach, der Seltenrein und der Bruchbach vereinigen sich bei Tennstedt zum Schambach, um erst ausserhalb des Kreises in die Unstrut zu gehen. Auf der rechten Seite nimmt die Unstrut den Seebach, den Sud-, den Orl-, den Rahmbach, die Salza und den tonnaischen Bach auf, die sämmtlich aus Kalksteinbänken kommen, wie die Unstrut selbst.

 

Die teichartig in einem Kalksteinkessel mächtig aufwallenden Quellen der Salza (1 Kilometer oberhalb Ufhoven) heissen im Munde des Volkes die „golken“ (mhd. Kolk, colk, tiefe Pfütze, Sumpf). Das Wasser dieses Baches und anderer Bäche bei Langensalza und Tennstedt hat einen so starken Gehalt an doppel kohlensaurem Kalk, dass es, wo es zur Ruhe kommt, alles, was damit in Berührung tritt (Zweige, Schilf, Blätter, Stroh etc.), inkrustirt, und in vorgeschichtlicher Zeit grosse Lager Kalktuff von verschiedener Mächtigkeit und Festigkeit abgesetzt hat, ein der Ewigkeit trotzendes, vorzügliches Baumetrial für die ganze Umgegend.  Ohne Zweifel trägt die Salza von dieser inkrustirenden Eigenschaft ihren Namen, keineswegs aber von einem (nicht vorhandenen) Kochsalzgehalte ihres Wassers. Sie ist so wasserreich, dass sie, in drei Arme zertheilt, auf ihrem kurzen Laufe (von 5 Km.) 23 Mühlen treibt, die bereits im Mittelalter in dieser Zahl vorhanden waren.

 

In verschiedenen Fluren zu viermal vertreten, ist für einen kleinen rieselnden Bache der Name „die Klinge“, der „Klinggraben“ (mhd. die Klinge, ahd. Chlingâ, clinca, klinkâ, auch der chlinge, klinge = schmaler Bach, von klingen, rieseln im schmalen Gerinne) identisch mit dem wendischen czil.

 

In den Neuen Mittheilungen des Thüringisch-Sächsischen Alterthums-Verein, Band II. S. 262) ist ein Verzeichnis von Wüstungen gegeben, welches wohl stellenweise einer Berichtigung bedarf, da hier mitunter Orte als Wüstungen bezeichnet worden sind, welche, obgleich anders geschrieben, mit noch vorhandenen identisch sind.

 

In der jetzigen Flur von Seebach liegen die Wüstungen: Nieder- und Wenigen-Seebach, Töngishausen, Bütthausen, Lippershausen, Nieder-Heroldishausen, Normbach. (Lingula ist Langula, Sebeda ist Seebach.)

 

In der Heilinger Gegend gab es ausser den vier jetzt noch vorhandenen Heilingsdörfern: ein Appenheilingen (Abt-Hailingen), Ottenheilingen, Wolfsheilingen, Wündschenheilingen (?Wendisch-Heilingen).

 

Bei Tennstedt lag noch Ende des 16. Jahrhunderts Wenigen-Tennstedt.

 

Bechstedt lag zwischen Flarchheim, Oppershausen und Cammerforst.

 

Riedhausen lag zwischen Schönstedt und Langensalza.

 

Das Dorf Reifenheim lag zwischen Langensalza und Burgtonna, an der damaligen Strasse nach Gräfentonna, und wurde nebst Oestertonna im Bruderkrige 1450 zerstört. Der Platz, wo die Kirche und der Anger lagen, ist noch deutlich zu sehen. Die Langensalza`er Flur enthielt noch vor der Separation einen „Reifenheimer Weg“, und an demselben stand die „Reifenheimer Warte“, welche von Stadtknechten („vigilatores“ und „speculatores“) besetzt war.

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